MAIENWERDER DIE UNNAHBARE
Die Schilder sprechen zudem eine deutliche Sprache: „Das Betreten und die Benutzung des Steges ist nur den Inselbewohnern und dem Fährbetrieb gestattet“ und „Privatbesitz. Das Betreten der Insel Maienwerder ist nur den Pächtern und deren Besuchern gestattet.“ Somit ist die Aussage eindeutig.
Maienwerder ist 440 Meter lang und bis zu 220 Meter breit und seit 1960 Teil des Landschaftsschutzgebietes.
Auf historischem Kartenmaterial ist zu sehen, dass das Eiland nahe der Havel früher einmal aus zwei verschiedenen Inseln bestanden hat. Diese waren durch einen kleinen Kanal getrennt. Lastkähne lagen dort vor Anker, bis sie von dampfbetriebenen Schleppern weitergezogen wurden. Doch Anfang des 20. Jahrhunderts war damit Schluss – der Kanal wurde mit dem Aushub des neuen Hohenzollernkanals sowie Bauschutt und Industriemüll gefüllt.
Carl Bolle, der 1867 die Insel Scharfenberg erwarb, beschrieb Maienwerder folgendermaßen:
Fast kahl und längst von jedem Reiz gespänet Liegt Maienwerder nah des Festlands Rande Das schwach besuchte, Wen’gen nur bekannte Wo keine Birke süßen Saft mehr thränet.
An harte Arbeit hat man sich gewöhnet, Das nur des Lebens Prosa zugewandte, Die Feldfrucht nährend auf gedüngtem Sande, Vom Lied des Rohrspatz nur im Schilf umtönet.
Du Aschenbrödel unter den Geschwistern, Von diesen Inseln du am meisten Magd, Warst niemals du nach bess’rem Schicksal lüstern?
Sah’st träumend nie du der Veranda Reben Und, hell erschimmernd durch Cypressenpracht, Auf dir sich eines Schlosses Bau erheben?
Und kahl war das Eiland wohl wirklich. Die Pächter brachten mit ihren Booten Mutterboden und pflanzten darauf Bäume und Sträucher, auch um die Insel vor Erosion zu schützen.
Schutz bot Maienwerder dem jüdischen Arzt Georg Blumenthal, der im April 1944 dorthin floh. Er beschrieb die Zeit auf der Insel: „Wir ernährten uns ... durch Fangen von Kaninchen und bekamen durch die Mildtätigkeit fremder Menschen Kartoffeln, Kohlrüben, von Zeit zu Zeit Brot, einmal sogar Margarine. Das Abhören des englischen Senders, der die Hoffnung auf ein baldiges Ende wachhielt, mit einem selbstgefertigten Radio hielt uns aufrecht und ließ uns auch die grimmigste Kälte vergessen, wenn wir am Morgen nur 2 Grad Kälte in unserer Laube hatten.“ Die Blumenthalsche Laube wurde mehrfach durch Bombentreffer beschädigt, und im Frühjahr 1945 kamen zudem geflohene Soldaten nach Maienwerder, „die von uns untergebracht wurden“, schrieb er weiter.
Heute ist von den Kriegswirren nichts mehr zu spüren. Boote pausieren an den Stegen, ebenso wie „Speedy“, die kleine Fähre des Vereins. Dahinter hübsche und gepflegte Häuschen, der Rasen davor akkurat gemäht. So bleibt das Geheimnis um das Inselinnere und der Lauben-Pächter weiterhin ungelüftet ...